Darum scheitern viele Gesundheits-Apps

Patienten zeigen sich bereit für Gesundheits-Apps. Trotzdem sind die meisten dieser Apps erfolglos. Warum? Über die größten Fehler, die immer wieder gemacht werden

Es ist schon eine kuriose Sache. Auf der einen Seite ergeben Umfragen, dass Patienten gerne bereit sind, Gesundheits-Apps zu nutzen – wenn diese tatsächlich einen Nutzen bringen. Also einem irgendwie das Leben einfacher, angenehmer, in dem Fall idealerweise auch gesünder machen.

Sollte doch möglich sein, will man meinen. Denn auf der anderen Seite stehen mehr als 400.000 Apps rund um das Thema Gesundheit in den App-Stores zur Verfügung.

Aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Denn bis auf wenige Ausnahmen sind Gesundheit-Apps nicht sonderlich erfolgreich. Die Download-Raten liegen fast immer unter 10.000.

Was läuft da falsch?

Je nach Thema der App wird die Antwort unterschiedlich ausfallen. Zum Beispiel erwarten Patienten von einer Krankenhaus-App andere Funktionen als von einer App, die Diabetes-Patienten coacht.

Aber ein paar allgemeine Gründe lassen sich herausarbeiten. Nehmen wir zum Beispiel eine Arzt- oder Krankenhaus-App. Hier erwarten User unter anderem folgendes: Termin vereinbaren oder absagen, Rezepte anfordern oder medizinische Unterlagen einsehen. Sicher, in Deutschland gibt es (noch) gesetzliche Hürden, die solche Funktionen zumindest erschweren. Gerade wurde die Einführung des E-Rezepts mal wieder verschoben. In anderen Ländern sieht das anders aus. Dennoch: Nur 11 Prozent der Krankenhaus-Apps bieten diese Funktionen.

Somit lautet der wichtigste Faktor einer App, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet: Auf den User hören. Seine Bedürfnisse kennen. Seine Probleme lösen. Gilt eigentlich für jedes Produkt. Wird trotzdem immer wieder vernachlässigt.

Nutzen alleine reicht aber nicht. Ein weiterer, ganz entscheidender Punkt: einfache Bedienung. Wenn der User sich durch Menus durchhangeln muss, ein Button nach dem anderen klickt, mit diversen Disclaimern belästigt wird, schwindet schnell die Bereitschaft, eine App zu benutzen. Merkregel: Die Erledigung einer Aufgabe mit einer App darf nicht länger dauern als ohne App. Hört sich logisch an, wird aber trotzdem nicht immer beachtet. So manche App ist von meinem Smartphone runtergeflogen, weil allein der Registrierungsvorgang (Datensicherheit hin oder her) mich mehr Zeit und Nerven gekostet hat, als ich bereit war zu investieren.

Ein weiterer Punkt: Wissen, Informationen … aber richtig. Ich meine: richtig gut! Und einfach. Informationen über eine Krankheit, über Symptome, über eine Therapie gibt es im Internet tonnenweise. Zu so gut wie jedem Thema in der Medizin. Wozu also der Aufwand? Weil wenn der User auf der Suche nach solchen Informationen die App verlassen muss, kommt er möglicherweise nicht wieder zurück. Außerdem muss er sich diese Informationen oft mühselig zusammensuchen. Beides zusammen ist … eine komplizierte Bedienung. Siehe oben.

Also muss das Wissen in der App sein. Einfach zugänglich, ohne in Menus zu navigieren. Einfach und gut erklärt. Am besten personalisiert, damit der User nicht Content zu sehen bekommt, das ihn nicht interessiert.

Soviel zu den Basics. Ohne die wird es schwierig. Wer seine App richtig schick machen will, integriert … ich nenne es mal Premiumfunktionen. Die sind toll, aber aufwendig in der Entwicklung und im Betrieb. Dazu gehört die Möglichkeit der Kommunikation mit Ärzten oder anderen Patienten. Also Telemedizin und Communities. Und wer es noch schafft, seine App mit einem Wearable zu verbinden (sofern das sinnvoll ist) … top!

Natürlich gibt es für Wearables eigene Apps. Aber wenn diese Apps kompliziert sind in der Bedienung und der User nicht weiß, warum welche Werte erfasst werden. Und wenn damit kein Bedürfnis befriedigt oder Problem gelöst wird. Dann läuft auch die Wearable-App Gefahr, erfolglos zu sein.

Von Burkhardt Röper, 2. Mai 2022 · Bild: Alexander Sinn@unsplash





Kontakt

Email

Email-Adresse

Social & Co.