Die neue Avatar-Wirtschaft im Metaverse

In der neuen virtuellen Welt wird auch Handel getrieben. Aber wie? Wie sieht die Ware aus? Wie wird bezahlt? Kaufleute werden lernen müssen ganz neu zu denken - soviel ist klar. Alles andere ... grüne Wiese

Fast täglich hört man nun, welches Unternehmen wie gerade mit was ins Metaverse einsteigt. Klamotten-Hersteller, Lebensmittel, Kosmetika und so weiter. Early-Adopter könnte man in dem Fall sagen. Noch ist das Metaverse ja eine nahezu grüne Wiese. Sowohl von dem, was man da erschaffen, platzieren oder erleben kann. Als auch, wie dort Geschäfte gemacht werden.

Zum Beispiel was das Bezahlen betrifft. Schon jetzt kristallisiert sich heraus: Mit Geld, wie die Menschheit es seit mehreren Jahrtausenden kennt, kommt man im Metaverse nicht weit. Irgendeine Art von Cryptowährung wird das Rennen machen. Vielleicht nicht nur eine, sondern mehrere, viele, wer weiß … grüne Wiese halt.

Zu klären gilt auch: Was genau ist die Handelsware? Ein Schuhhersteller kann das Metaverse dazu nutzen, seine Sneaker, Boots oder Pumps virtuell zu promoten. Kleidungs-Unternehmen könnten virtuelle Models mit virtuelle Pendants von echten Kleider, Hosen, Mäntel auf virtuellen Laufstegen laufen lassen. Was heißt hier „könnten“? Das gibt es schon! Kein Witz …

Dann wäre das Metaverse nichts anderes als ein weiterer Chanel für Marketing-Zwecke. So wie die ganzen Social-Media-Kanäle. Wie gesagt, das passiert bereits und es wird auch weiterhin passieren.

Aber der NFT-Hype zeigt, das ganz andere Geschäfte möglich sind. Auch wenn der Hype um gelangweilte Affen-Bilder und Co. bereits nachlässt: Die Geschäftsidee mit NFT ist gekommen um zu bleiben.

Echte Produkte, die man anfassen kann, haben in der echten Welt ihre Berechtigung. Klamotten, Handys, Autos dienen als Statussymbole. Weil sie eine gewisse Wertigkeit haben – wegen der Materialien, Herstellung, Funktionalität. Um sich darzustellen, zu positionieren, abzugrenzen und so weiter.

Das mit der Selbstdarstellung wird im Metaverse ziemlich sicher auch von zentraler Bedeutung sein. Die Wertigkeit? Es ist alles digital. Produkte in der virtuellen Welt bestehen aus nichts anderes als elektrischer Ladung. Gespeichert auf irgendeinem Cloud-Server. Sollte jemand auf die Idee kommen, bei solch einem Server den Stecker zu ziehen, ist auch diese Mini-Wertigkeit futsch.

Nein, im Metaverse geht es nicht um echte, handfeste Werte. Es ist alles virtuell. Letztendlich Produkte der Fantasie. Es ist völlig egal, ob mein Avatar, mit dem ich mich in diesen digitalen Welten bewege, ein simpler Würfel ist, der innerhalb von Sekunden per Knopfdruck entsteht. Damit komme ich genauso weit wie mit einem aufwendig gestalteten 3D-Avatar, bestückt mit virtuellen 3D-Designer-Klamotten, virtuellen 3D-Designer-Uhren, etc.

Okay, ich kann auch in der echten Welt mit Discounter-Hose und Discounter-T-Shirt rumlaufen. Aber das besteht immerhin noch aus echtem Stoff, wurde von Menschen hergestellt.

Wer im Metaverse Geschäfte machen will, muss ganz neu denken. Virtuelle 3D-Schuhe, virtuelle 3D-Handys (übrigens ziemlich unsinnig) … alles denkbar. Aber wer braucht das, wenn auf einmal ein Panda-Bär oder ein Fliegenpilz als Avatar angesagt ist? (siehe mein Blog-Beitrag „Selbstversuch Metaverse“).

Ob man das alles braucht? Wer die Frage stellt, hat die moderne Konsumgesellschaft nicht verstanden. Wer brauchte schon Hula-Hoop-Ringe (1970er-Jahre), Jo-Jos (1980er-Jahre), Lava-Lampen (1990er-Jahre), Tamagotchis (2000er-Jahre) oder Fidget-Spinner (2010er-Jahren)? Niemand! Trotzdem war es ein Geschäft.

Von Burkhardt Röper, 25. Mai 2022 · Bild: danjaeger@freeimages





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